Johann Wolfgang von Goethe
Seine Gedichte
Brautnacht

Originalzitat des Gedichtes
1 Im Schlafgemach, entfernt vom Feste,
2 Sitzt Amor, dir getreu, und bebt,
3 Daß nicht die List mutwill'ger Gäste
4 Des Brautbetts Frieden untergräbt.
5 Es blinkt mit mystisch heil'gem Schimmer
6 Vor ihm der Flammen blasses Gold;
7 Ein Weihrauchswirbel füllt das Zimmer,
8 Damit ihr recht genießen sollt.
9 Wie schlägt dein Herz beim Schlag der Stunde,
10 Der deiner Gäste Lärm verjagt;
11 Wie glühst du nach dem schönen Munde,
12 Der bald verstummt und nichts versagt.
13 Du eilst, um alles zu vollenden,
14 Mit ihr ins Heiligtum hinein;
15 Das Feuer in des Wächters Händen
16 Wird wie ein Nachtlicht still und klein.
17 Wie bebt vor deiner Küsse Menge
18 Ihr Busen und ihr voll Gesicht;
19 Zum Zittern wird nun ihre Strenge,
20 Denn deine Kühnheit wird zur Pflicht.
21 Schnell hilft dir Amor sie entkleiden
22 Und ist nicht halb so schnell als du;
23 Dann hält er schalkhaft und bescheiden
24 Sich fest die beiden Augen zu.
Wann entstand das Gedicht "Brautnacht"?
Das Gedicht "Brautnacht" wurde zwischen 1765 und 1832 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Aufgrund seiner romantischen und stilistisch eleganten Sprache wird es den literarischen Epochen Sturm & Drang sowie Klassik zugeordnet.
Worum geht es in dem Gedicht?
"Brautnacht" beschreibt die Spannung und Zärtlichkeit der Hochzeitsnacht. Das Gedicht thematisiert die romantische Intimität zwischen Braut und Bräutigam und zelebriert die Liebe in ihrer tiefsten Form.
Inhalt / Handlung des Gedichts
Das lyrische Ich beschreibt den Moment der Hochzeitsnacht, in dem Amor als schützender Begleiter präsent ist. Die Darstellung wechselt zwischen Spannung, Leidenschaft und Zärtlichkeit, wobei die Sinnlichkeit im Vordergrund steht.
Interpretation
"Brautnacht" ist eine poetische Reflexion über die Vereinigung zweier Liebender. Goethe nutzt symbolische Bilder wie Amor, Weihrauch und Flammen, um die Reinheit und Heiligkeit der Liebe darzustellen. Das Gedicht betont die Harmonie zwischen Leidenschaft und Emotionalität.
Reimschema und stilistische Mittel:
Das Gedicht folgt einem durchgehenden Kreuzreim (ABAB). Stilistische Mittel wie Metaphern ("Flammen blasses Gold"), Personifikationen (Amor als Begleiter) und Alliterationen unterstreichen die poetische Tiefe und die romantische Atmosphäre.