Johann Wolfgang von Goethe
Seine Gedichte
Das Veilchen

Originalzitat des Gedichtes
Ein Veilchen auf der Wiese stand,
gebückt in sich und unbekannt;
es war ein herzigs Veilchen.
Da kam ein' junge Schäferin
mit leichtem Schritt und munterm Sinn
daher, daher,
die Wiese her und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur
die schönste Blume der Natur,
ach, nur ein kleines Weilchen,
bis mich das Liebchen abgepflückt
und an dem Busen matt gedrückt,
ach, nur, ach nur
ein Viertelstündchen lang!
Ach, aber ach! Das Mädchen kam
und nicht in acht das Veilchen nahm,
ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb, und freut' sich noch:
und sterb' ich denn, so sterb' ich doch
durch sie, durch sie,
zu ihren Füßen doch!
Wann entstand das Gedicht "Das Veilchen"?
Das Gedicht „Das Veilchen“ wurde 1774 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Es gehört zu den bekanntesten Gedichten der Epoche des Sturm und Drang und ist ein Beispiel für die Verbindung von Natur und Gefühlen.
Worum geht es in dem Gedicht?
Das Gedicht erzählt die tragische Geschichte eines Veilchens, das auf einer Wiese steht und von einer Schäferin unbeachtet zertreten wird. Dabei drückt das Veilchen dennoch seine Freude darüber aus, durch die Nähe der Geliebten sein Ende gefunden zu haben.
Inhalt / Handlung des Gedichts
Das Veilchen, eine bescheidene und unscheinbare Blume, wünscht sich für einen Moment, die schönste Blume der Natur zu sein, um von einer Schäferin gepflückt und bewundert zu werden. Doch die Schäferin bemerkt das Veilchen nicht und tritt es versehentlich nieder. Trotz seines tragischen Schicksals empfindet das Veilchen Glück, da es für die Schäferin gestorben ist.
Interpretation
„Das Veilchen“ ist eine Allegorie auf die unerfüllte Liebe und die Sehnsucht nach Anerkennung. Das Veilchen symbolisiert die bescheidene, selbstlose Hingabe, die in der Nähe des Geliebten Erfüllung findet, auch wenn diese Liebe nicht erwidert wird. Goethe verdeutlicht die Schönheit und Tragik von Liebe und Hingabe, die trotz ihres Scheiterns eine tiefere Bedeutung haben können.
Das Gedicht regt dazu an, über die Vergänglichkeit und den Wert von Liebe und Schönheit nachzudenken. Es zeigt, wie das Streben nach Anerkennung und Zuneigung trotz Rückschlägen sinnstiftend sein kann.
Reimschema und stilistische Mittel:
Das Gedicht folgt einem regelmäßigen Reimschema (AABCCB) und einem rhythmischen Aufbau, der die Leichtigkeit und Melancholie der Geschichte unterstreicht. Goethe verwendet Personifikationen (das Veilchen als denkendes Wesen) und Metaphern, um die Gefühle des Veilchens lebendig und nachvollziehbar zu machen. Die klare und einfache Sprache ermöglicht eine direkte emotionale Verbindung zum Leser.