Johann Wolfgang von Goethe
Seine Gedichte
Dem aufgehenden Vollmonde

Originalzitat des Gedichtes
Willst du mich sogleich verlassen?
Warst im Augenblick so nah!
Dich umfinstern Wolkenmassen,
Und nun bist du gar nicht da.
Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,
Blickt dein Rand herauf als Stern!
Zeugest mir, daß ich geliebt bin,
Sei das Liebchen noch so fern.
So hinan denn! hell und heller,
Reiner Bahn, in voller Pracht!
Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller,
Überselig ist die Nacht.
Wann entstand das Gedicht "Dem aufgehenden Vollmonde"?
Das Gedicht „Dem aufgehenden Vollmonde“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe zwischen 1765 und 1832 verfasst. Es lässt sich stilistisch sowohl der Epoche des Sturm und Drang als auch der Weimarer Klassik zuordnen, was die Vielseitigkeit von Goethes Werk widerspiegelt.
Worum geht es in dem Gedicht?
Das Gedicht beschreibt die Beziehung des lyrischen Ichs zum Mond als Symbol für Hoffnung, Liebe und Trost. Der Mond wird zum Begleiter in der Nacht und bringt Licht in die Dunkelheit der Einsamkeit. Dabei spiegelt die Natur die inneren Gefühle des lyrischen Ichs wider.
Inhalt / Handlung des Gedichts
Das lyrische Ich richtet sich direkt an den Vollmond, der zunächst nah scheint, jedoch durch Wolken verdeckt wird und verschwindet. Diese vorübergehende Dunkelheit drückt die Trauer und Einsamkeit des lyrischen Ichs aus. Als der Mond wieder sichtbar wird, spendet er Trost und Hoffnung. Das Herz des lyrischen Ichs schlägt vor Freude und Schmerz schneller, während die Nacht durch die Helligkeit des Mondes als „überselig“ wahrgenommen wird. Das Gedicht verbindet die äußere Erscheinung des Mondes mit der inneren Gefühlswelt des lyrischen Ichs.
Interpretation
„Dem aufgehenden Vollmonde“ ist eine lyrische Reflexion über die Wechselhaftigkeit des Lebens und die tröstende Wirkung der Natur. Der Mond symbolisiert Hoffnung und Liebe, die auch in dunklen Zeiten durchscheinen können. Die Wolken, die den Mond zeitweise verdecken, stehen für Hindernisse oder Zweifel, die überwunden werden müssen. Die Rückkehr des Mondes bringt Erleichterung und zeigt, dass Licht und Trost auch nach Zeiten der Dunkelheit möglich sind.
Das Gedicht spiegelt Goethes Fähigkeit wider, die Natur als Spiegel der menschlichen Seele darzustellen. Es zeigt, wie eng Gefühle und äußere Eindrücke miteinander verbunden sind, und vermittelt eine Botschaft der Zuversicht und Kontinuität.
Reimschema und stilistische Mittel:
Das Gedicht folgt einem klaren Reimschema (ABAB), das den harmonischen Fluss der Verse unterstützt. Goethe verwendet zahlreiche stilistische Mittel, darunter Personifikationen (der Mond als Gefährte) und Metaphern (der Mond als Symbol der Hoffnung). Die Sprache ist schlicht und direkt, wodurch die emotionale Wirkung verstärkt wird.