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Johann Wolfgang von Goethe

Seine Gedichte

Der König in Thule

Johann Wolfgang von Goethe - Der König in Thule


Originalzitat des Gedichtes

Es war ein König in Thule,
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert' ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt' er seine Städt' im Reich,
Gönnt' alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale
Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut,
Und warf den heil'gen Becher
Hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer,
Die Augen täten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.


Wann entstand das Gedicht "Der König in Thule"?

Das Gedicht "Der König in Thule" wurde 1774 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Es erschien erstmals in seinem Drama "Faust. Der Tragödie erster Teil", wo es von der Figur Gretchen gesungen wird.

Worum geht es in dem Gedicht?

"Der König in Thule" erzählt die melancholische Geschichte eines treuen Königs, der von seiner verstorbenen Geliebten einen goldenen Becher erhält. Dieser wird für ihn zum Symbol ihrer Liebe. Am Ende seines Lebens wirft er den Becher ins Meer und stirbt, ohne je wieder daraus getrunken zu haben.

Inhalt / Handlung des Gedichts

Das Gedicht beschreibt die tiefe Verbundenheit des Königs zu seiner Geliebten und den Becher, den sie ihm hinterlassen hat. Der Becher ist ein Symbol für die unvergängliche Liebe, die ihn bis zu seinem Tod begleitet. Schließlich trennt er sich symbolisch von dieser Liebe, indem er den Becher ins Meer wirft, bevor er stirbt.

Interpretation

"Der König in Thule" ist eine Ballade, die die Themen Liebe, Treue und Vergänglichkeit behandelt. Der Becher steht für die ewige Erinnerung an die Liebe und die Unvergänglichkeit emotionaler Bindungen. Das Meer, in das der Becher geworfen wird, symbolisiert die Ewigkeit und den Kreislauf des Lebens.

Goethe zeigt mit diesem Gedicht die menschliche Sehnsucht nach Beständigkeit in einer vergänglichen Welt und die Macht von Erinnerungen, die selbst den Tod überdauern können.

Reimschema und stilistische Mittel:

"Der König in Thule" folgt einem regelmäßigen Kreuzreim (ABAB) in sechs Strophen. Das gleichmäßige Reimschema unterstreicht die Erzählstruktur und die Balladenform des Gedichts.

Stilistisch verwendet Goethe starke Symbole wie den Becher und das Meer, um die Themen Liebe und Vergänglichkeit zu verdeutlichen. Die melancholische Stimmung wird durch die klare, einfache Sprache und die wiederholte Bezugnahme auf den Becher als zentrales Element verstärkt.

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