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Johann Wolfgang von Goethe

Seine Gedichte

Der Rattenfänger

Johann Wolfgang von Goethe - Der Rattenfänger


Originalzitat des Gedichtes

Ich bin der wohlbekannte Sänger,
Der viel gereiste Rattenfänger,
Den diese altberühmte Stadt
Gewiß besonders nöthig hat.

Und wären’s Ratten noch so viele,
Und wären Wieseln mit im Spiele;
Von allen säubr’ ich diesen Ort,
Sie müssen mit einander fort.

Dann ist der gutgelaunte Sänger
Mitunter auch ein Kinderfänger,
Der selbst die wildesten bezwingt,
Wenn er die goldnen Mährchen singt.

Und wären Knaben noch so trutzig,
Und wären Mädchen noch so stutzig,
In meine Saiten greif’ ich ein,
Sie müssen alle hinter drein.

Dann ist der vielgewandte Sänger
Gelegentlich ein Mädchenfänger;
In keinem Städtchen langt er an,
Wo er’s nicht mancher angethan.

Und wären Mädchen noch so blöde,
Und wären Weiber noch so spröde:
Doch allen wird so liebebang
Bey Zaubersaiten und Gesang.


Wann entstand das Gedicht "Der Rattenfänger"?

Das Gedicht "Der Rattenfänger" wurde 1803 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Es spielt auf die Sage des Rattenfängers von Hameln an und ist ein satirischer Kommentar auf Verführung und Manipulation.

Worum geht es in dem Gedicht?

Das Gedicht thematisiert die Macht eines charismatischen Verführers, der nicht nur Ratten, sondern auch Menschen durch seine Worte und Taten in seinen Bann ziehen kann. Es hinterfragt die Beweggründe und die Folgen solcher Manipulation.

Inhalt / Handlung des Gedichts

Der Rattenfänger stellt sich als gewitzter und mächtiger Charakter vor, der in der Lage ist, jede Plage zu beseitigen. Dabei deutet er an, dass seine Macht über Ratten hinausgeht und dass er auch Menschen beeinflussen kann. Seine Worte sind sowohl eine Warnung als auch ein Beweis seiner Fähigkeiten.

Interpretation

"Der Rattenfänger" ist eine Allegorie auf Macht, Verführung und die Gefahren blinder Gefolgschaft. Goethe zeigt, wie charismatische Persönlichkeiten Massen manipulieren können, und warnt vor den möglichen Konsequenzen einer solchen Macht.

Das Gedicht spiegelt Goethes kritische Haltung gegenüber der Gesellschaft wider und lädt dazu ein, über die Dynamik zwischen Führern und Geführten nachzudenken. Es ist zugleich eine Satire auf die menschliche Leichtgläubigkeit.

Reimschema und stilistische Mittel:

"Der Rattenfänger" folgt einem regelmäßigen Reimschema (AABB), das die fließende und spielerische Erzählweise unterstützt. Das Gedicht nutzt ironische Wendungen und übertriebene Selbstdarstellung, um die Figur des Rattenfängers lebendig zu machen.

Stilistisch verwendet Goethe Alliterationen, rhetorische Fragen und direkte Ansprache, um die Wirkung des Gedichts zu verstärken. Die Metapher des Rattenfängers dient als universelles Symbol für Verführung und Manipulation.

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