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Johann Wolfgang von Goethe

Seine Gedichte

Der Sänger

Johann Wolfgang von Goethe - Der Sänger


Originalzitat des Gedichtes

Was hör’ ich draußen vor dem Thor,
Was auf der Brücke schallen?
Laß den Gesang vor unserm Ohr
Im Saale wiederhallen!
Der König sprach’s, der Page lief;
Der Knabe kam, der König rief:
Laßt mir herein den Alten!

Gegrüßet seyd mir, edle Herrn,
Gegrüßt ihr, schöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
Schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit,
Sich staunend zu ergetzen.

Der Sänger drückt’ die Augen ein,
Und schlug in vollen Tönen;
Die Ritter schauten muthig drein,
Und in den Schoos die Schönen.
Der König, dem das Lied gefiel,
Ließ, ihn zu ehren für sein Spiel,
Eine goldne Kette reichen.

Die goldne Kette gib mir nicht,
Die Kette gib den Rittern,
Vor deren kühnem Angesicht
Der Feinde Lanzen splittern;
Gib sie dem Kanzler, den du hast,
Und laß ihn noch die goldne Last
Zu andern Lasten tragen.

Ich singe wie der Vogel singt,
Der in den Zweigen wohnet;
Das Lied, das aus der Kehle dringt,
Ist Lohn, der reichlich lohnet.
Doch darf ich bitten, bitt’ ich eins:
Laß mir den besten Becher Weins
In purem Golde reichen.

Er setzt’ ihn an, er trank ihn aus:
O Trank voll süßer Labe!
O wohl dem hochbeglückten Haus,
Wo das ist kleine Gabe!
Ergeht’s euch wohl, so denkt an mich,
Und danket Gott so warm, als ich
Für diesen Trunk euch danke.


Wann entstand das Gedicht "Der Sänger"?

Das Gedicht "Der Sänger" wurde 1774 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Es entstand während der Sturm-und-Drang-Zeit und reflektiert Goethes Begeisterung für die Kunst des Singens und Dichtens.

Worum geht es in dem Gedicht?

"Der Sänger" thematisiert die Macht und den Einfluss der Kunst, insbesondere des Gesangs, auf die Menschen. Ein Sänger wird an den Königshof geholt, wo seine Kunst Bewunderung und Staunen auslöst.

Inhalt / Handlung des Gedichts

Das Gedicht beginnt mit der Aufforderung des Königs, einen Sänger in den Saal zu bringen. Der Sänger betritt den königlichen Hof und beeindruckt die Anwesenden mit seinem Gesang, der die Schönheit der Natur und des Lebens preist. Seine Worte sind voller Weisheit und inspirieren die Zuhörer, während er die Bedeutung der Kunst und der inneren Ruhe hervorhebt.

Interpretation

"Der Sänger" ist eine Hymne auf die Kunst und ihre transformative Kraft. Goethe zeigt, wie Gesang und Dichtung Menschen zusammenbringen und inspirieren können. Der Sänger steht für den Dichter oder Künstler, der in einer materiellen Welt geistige Werte vermittelt.

Das Gedicht reflektiert die Bedeutung der Kunst als etwas Überzeitliches, das Herzen berührt und den Alltag transzendiert. Goethe betont die Verbindung zwischen der Kunst und der Natur, die beide als Quellen der Inspiration dienen.

Reimschema und stilistische Mittel:

"Der Sänger" folgt einem regelmäßigen Reimschema (ABAB) und einem klaren, melodischen Rhythmus. Die strukturierte Form unterstreicht die Erhabenheit des Inhalts.

Goethe verwendet Personifikationen, Metaphern und direkte Rede, um die Atmosphäre lebendig zu gestalten. Die Bilder von Sternen und Natur symbolisieren die Unendlichkeit und die Kraft der Kunst, die menschliche Seele zu erheben.

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