Johann Wolfgang von Goethe
Seine Gedichte
Die Liebende schreibt

Originalzitat des Gedichtes
Ein Blick von deinen Augen in die meinen,
Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde,
Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde,
Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?
Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen,
Führ ich stets die Gedanken in die Runde,
Und immer treffen sie auf jene Stunde,
Die einzige; da fang ich an zu weinen.
Die Träne trocknet wieder unversehens:
Er liebt ja, denk ich, her in diese Stille,
Und solltest du nicht in die Ferne reichen?
Vernimm das Lispeln dieses Liebewehens;
Mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille,
Dein freundlicher zu mir; gib mir ein Zeichen!
Wann entstand das Gedicht "Die Liebende schreibt"?
Das Gedicht "Die Liebende schreibt" wurde um 1795 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Es gehört zu seinen klassischen Werken, die die Liebe und ihre emotionalen Höhen und Tiefen thematisieren.
Worum geht es in dem Gedicht?
Das Gedicht drückt die Sehnsucht und das Verlangen des lyrischen Ichs nach der Nähe des Geliebten aus. Es beschreibt, wie Liebe das Leben mit Sinn und Erfüllung bereichert, während die Abwesenheit des Geliebten Schmerz und Einsamkeit hinterlässt.
Inhalt / Handlung des Gedichts
Das lyrische Ich schildert die tief empfundenen Gefühle, die durch einen Blick oder Kuss des Geliebten hervorgerufen werden. Diese Momente sind voller Glück und verleihen dem Leben einen höheren Wert. Doch in der Abwesenheit des Geliebten fühlt sich das lyrische Ich verloren und sehnt sich nach einem Zeichen der Liebe, das Trost und Hoffnung spendet.
Interpretation
"Die Liebende schreibt" ist ein Ausdruck der romantischen Liebe, bei der der Geliebte zum Zentrum des Lebens wird. Goethe zeigt, wie Liebe sowohl Freude als auch Abhängigkeit hervorrufen kann. Die Intensität der Gefühle, die zwischen Sehnsucht, Hoffnung und Trost schwanken, verdeutlicht die emotionale Tiefe der Beziehung.
Das Gedicht spiegelt die romantische Vorstellung wider, dass Liebe eine essentielle Verbindung ist, die die Existenz des Einzelnen vollständig macht. Die Bitte um ein „Zeichen“ symbolisiert die Hoffnung auf Bestätigung und Erfüllung der Liebe.
Reimschema und stilistische Mittel:
Das Gedicht ist ein klassisches Sonett und folgt dem Reimschema ABBA ABBA CCD EED. Diese strenge Form verleiht dem Gedicht Struktur und betont die harmonische Verbindung von Form und Inhalt.
Stilistisch verwendet Goethe Wiederholungen („Ein Blick von deinen Augen...“, „Ein Kuss von deinem Mund...“) und Metaphern, um die Sehnsucht und die Tiefe der Gefühle zu unterstreichen. Die klare, prägnante Sprache macht die Emotionen des lyrischen Ichs unmittelbar nachvollziehbar.