Johann Wolfgang von Goethe
Seine Gedichte
Die wandelnde Glocke

Originalzitat des Gedichtes
Es war ein Kind, das wollte nie
Zur Kirche sich bequemen,
Und sonntags fand es stets ein Wie,
Den Weg ins Feld zu nehmen.
Die Mutter sprach: »Die Glocke tönt,
Und so ist dir's befohlen,
Und hast du dich nicht hingewöhnt,
Sie kommt und wird dich holen.«
Das Kind, es denkt: Die Glocke hängt
Da droben auf dem Stuhle.
Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt,
Als lief' es aus der Schule.
Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr,
Die Mutter hat gefackelt.
Doch welch ein Schrecken hinterher!
Die Glocke kommt gewackelt.
Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum;
Das arme Kind im Schrecken,
Es lauft, es kommt als wie im Traum:
Die Glocke wird es decken.
Doch nimmt es richtig seinen Husch,
Und mit gewandter Schnelle
Eilt es durch Anger, Feld und Busch
Zur Kirche, zur Kapelle.
Und jeden Sonn- und Feiertag
Gedenkt es an den Schaden,
Läßt durch den ersten Glockenschlag,
Nicht in Person sich laden.
Wann entstand das Gedicht "Die wandelnde Glocke"?
Das Gedicht "Die wandelnde Glocke" wurde 1809 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Es ist eine lehrreiche Fabel, die eine moralische Botschaft vermittelt.
Worum geht es in dem Gedicht?
Das Gedicht handelt von einem widerspenstigen Kind, das sich weigert, zur Kirche zu gehen. Als die Glocke selbst zum Leben erwacht und das Kind verfolgt, wird es von Schrecken erfüllt und verspricht Besserung.
Inhalt / Handlung des Gedichts
Ein Kind, das sich nicht zur Kirche bewegen lässt, wird von seiner Mutter ermahnt, auf die Glocke zu hören. Doch das Kind bleibt stur und läuft weg. Daraufhin erwacht die Glocke zum Leben und verfolgt das Kind. In Angst gelobt es, sich zukünftig besser zu verhalten.
Interpretation
"Die wandelnde Glocke" ist eine lehrreiche Parabel, die zeigt, dass Ungehorsam und Sturheit oft Konsequenzen haben. Die wandelnde Glocke symbolisiert das Gewissen, das dem Kind eine Lektion erteilt.
Goethe vermittelt die Botschaft, dass Einsicht und Reue Teil des Reifeprozesses sind. Das Gedicht kann als humorvolle, aber auch nachdenkliche Erzählung über moralisches Handeln gelesen werden.
Reimschema und stilistische Mittel:
Das Gedicht folgt einem regelmäßigen Reimschema (ABAB) und einem erzählenden Ton, der die lehrreiche Atmosphäre unterstützt.
Goethe nutzt Personifikationen wie die "wandelnde Glocke", um die Geschichte lebendig und anschaulich zu machen. Die einfache Sprache und die klare Struktur machen die Moral des Gedichts leicht verständlich.