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Johann Wolfgang von Goethe

Seine Gedichte

Herbstgefühl

Johann Wolfgang von Goethe - Herbstgefühl


Originalzitat des Gedichtes

Fetter grüne, du Laub,
Am Rebengeländer
Hier mein Fenster herauf!
Gedrängter quellet,

Zwillingsbeeren, und reifet
Schneller und glänzend voller!
Euch brütet der Mutter Sonne
Scheideblick, euch umsäuselt

Des holden Himmels
Fruchtende Fülle;
Euch kühlet des Mondes
Freundlicher Zauberhauch,

Und euch betauen, ach!
Aus diesen Augen
Der ewig belebenden Liebe
Vollschwellende Tränen.


Wann entstand das Gedicht "Herbstgefühl"?

Das Gedicht wird häufig in die Zeit um 1775 datiert; es ist in Goethes Sammlung Gedichte. Ausgabe letzter Hand (1827) überliefert. Eine exakte Entstehungsdatierung ist nicht gesichert.

Worum geht es in dem Gedicht?

Das lyrische Ich wendet sich an das Laub und die Trauben am Rebengeländer vor seinem Fenster. In dichterischer Anrede preist es Reife und Fülle des Spätsommers/Herbstes: Sonne, Himmel und Mond wirken auf die Natur – zugleich rührt die Fülle das Ich zu Tränen der Liebe.

Inhalt / Handlung des Gedichts

In einer einzigen, 16-versigen Strophe ruft das Ich die Blätter und „Zwillingsbeeren“ auf, noch reicher zu grünen und zu reifen. Die Kräfte der Natur (Sonne, Himmel, Mond) werden benannt; am Ende fließen „Vollschwellende Tränen“ aus den Augen des Ichs – Ausdruck einer innigen, rührenden Verbundenheit.

Interpretation

„Herbstgefühl“ verbindet Anschauung der Natur mit stiller Innerlichkeit. Reife und Abschiedsschimmer („Scheideblick“ der Sonne) stehen nebeneinander: Die Natur ist reich und voll, zugleich schwingt Vergänglichkeit mit. Die Tränen deuten eine von Liebe und Rührung getragene Ergriffenheit an – kein pathetischer Ausbruch, sondern ein leiser, intensiver Moment.

Reimschema und stilistische Mittel:

Das Gedicht besitzt kein regelmäßiges Reimschema und verläuft in einer einzigen Strophe mit 16 Versen. Auffällig sind Anrede/Apostrophe („Fetter grüne, du Laub“), Personifikationen (Sonne mit „Scheideblick“, „freundlicher Zauberhauch“ des Mondes), bildhafte Substantive („Fruchtende Fülle“) und Enjambements, die den Fluss verstärken. Die Syntax bleibt schlicht und anschaulich, ganz auf Wahrnehmung und Stimmung konzentriert.

andere Personen


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