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Johann Wolfgang von Goethe

Seine Gedichte

Meeresstille und Glückliche Fahrt

Johann Wolfgang von Goethe - Meeresstille und Glückliche Fahrt


Originalzitat des Gedichtes

Meeresstille

Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche rings umher.

Glückliche Fahrt

Die Nebel zerreißen,
Der Himmel ist helle,
Und Äolus löset
Das ängstliche Band.

Es säuseln die Winde,
Es rührt sich der Schiffer.
Geschwinde! Geschwinde!
Es teilt sich die Welle,
Es naht sich die Ferne,
Schon glänzt das Land!


Wann entstanden die Gedichte "Meeresstille" und "Glückliche Fahrt"?

Die beiden Gedichte entstanden um das Jahr 1795 und wurden gemeinsam veröffentlicht. Goethe hatte sich von antiken Themen inspirieren lassen: „Meeresstille“ beschreibt die Windstille als gefährlichen Stillstand für die Seefahrt, „Glückliche Fahrt“ den erlösenden Aufbruch.

Worum geht es in den Gedichten?

In „Meeresstille“ herrscht völlige Windstille; das Meer ist glatt und unbeweglich, der Schiffer blickt sorgenvoll auf die unbewegte Fläche. In „Glückliche Fahrt“ lösen sich Nebel und Windflaute, die Winde kommen auf, das Schiff setzt sich in Bewegung und nähert sich schnell dem Land. Die Stimmung schlägt von Beklommenheit in freudige Dynamik um.

Inhalt / Handlung der Gedichte

Goethe schildert in zwei knappen, gegensätzlichen Naturbildern eine dramatische Entwicklung: von gefährlicher Windstille über aufkommenden Wind bis zur glücklichen Ankunft. Diese beiden Zustände waren für Segelschiffe von existenzieller Bedeutung.

Interpretation

„Meeresstille“ und „Glückliche Fahrt“ stehen in enger Beziehung: Das erste Gedicht zeigt den Stillstand, das zweite die Erlösung. Neben dem realen Seefahrtmotiv kann man die beiden Gedichte auch allegorisch deuten — etwa als Sinnbild für Lebensphasen oder kreative Prozesse (Stagnation und Neubeginn). Beethoven vertonte beide Gedichte 1815 in seiner Kantate op. 112, was ihre Popularität weiter steigerte.

Reimschema und stilistische Mittel:

„Meeresstille“ besteht aus vier Versen in freier Form, ohne festes Reimschema. Der ruhige, gleichmäßige Rhythmus spiegelt die Windstille wider. „Glückliche Fahrt“ umfasst zehn Verse mit teils paarigen Reimen. Stilistisch auffällig sind Personifikationen (Äolus, die Winde), Lautmalerei („säuseln“), Imperative („Geschwinde!“) und der starke Gegensatz zwischen Ruhe und Bewegung. Die zweite Hälfte wirkt durch ihren Rhythmus fast wie ein Aufruf zum Handeln.

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